Salut!
Ach… ist das Leben hier erholsam… Ich hatte seit vorletztem Sonntag keinen freien Tag mehr, in der vergangenen Woche habe ich mehr als 70 Stunden gearbeitet, am Samstag mit dem Mittagessen um 13Uhr die erste Mahlzeit sowie gleichzeitig auch das erste Glas Wasser an diesem Tag zu mir genommen und am Sonntag hatte ich nach dem Melken ab 5:00Uhr eine Stunde Zeit zum Duschen und Essen, um danach 8 Stunden am Stück im Laden, der dank der „journées du patrimoine“ geöffnet war, zu verbringen.
Was ist sonst geschehen?
Ich habe bemerkt, dass es mir immer schwerer fällt, auf Anhieb Englisch mit anderen Europäischen Freiwilligen zu sprechen: Sätze werden mit „ …, non?“ beendet, das Verb „to need“ wird gnadenlos durch „j´ai besoin de“ ersetzt, und, und, und! Nach 2-3 Minuten Gesprächszeit legt sich dies jedoch glücklicherweise (noch). Im Gegenzug hatte ich in der Zeit seit dem letzten Blog-Eintrag auch erfreuliche Erlebnisse bezüglich der Sprache. So fragte man mich einmal, ob ich aus Belgien komme und ein anderes Mal, welcher Region Frankreichs ich entstammen würde, da der dies äußernden Person mein Akzent wohl bekannt gewesen sei, sie ihn aber nicht mehr genau zuordnen habe können. Ich möchte allerdings auch nicht, dass man mich für einen gebürtigen „Marseiller“ hält, da der hiesige Akzent und regionale Ausdrücke auf internationalem Parkett sicherlich keinen so guten Eindruck hinterlassen würden, weshalb ich versuche, bewusst etwas mehr Pariser Einflüsse einzustreuen und mir das aus meiner Sicht viel zu häufig verwendete „putain“ (dt.: Prostituierte (in der vulgären Form)) als Ausdruck des Missfallens komplett verkneife.
Bezüglich des Arbeitspensums habe ich mich ja bereits geäußert, allerdings möchte ich an dieser Stelle gesondert herausstellen, was an einem Samstagmorgen zu verrichten war – ein Lastwagen, der mehr als 10t Heu geladen hatte, musste komplett entladen werden… zu viert! Da einer der Helfer schon etwas älter und nicht mehr ganz so fit war, bedeutet dies, dass ich an diesem Morgen mehr als 2,5t Heu bewegt habe. Ich weiß: reife Leistung, danke 😉
Zu dieser Arbeit gesellten sich allerdings auch wesentlich angenehmere (aber nicht weniger stupide) Arbeiten (wer schon einmal Eischnee mit einem Schneebesen geschlagen hat, weiß, wovon ich rede) wie die Herstellung von mousse au chocolat, wobei aber stets die zu geringe Menge beklagt wurde… glücklicherweise wurde wenigstens der Geschmack für gut befunden.
Lisa hat indes ihre Studien aufgenommen und wir lachen uns an jedem Abend über das Niveau an der… „Uni“/erweiterten Grundschule schlapp. Französische Mitstudenten brechen beinahe zusammen, wenn sie hören, dass in der Abschlussklausur (Englisch) am Ende des Semesters ein Text mit 150 Wörtern vorgelegt wird, zu welchem 28 Fragen (multiple-choice) innerhalb von 4 Stunden (oder waren es nur 3,5? Ich möchte den Franzosen ja auch nicht Unrecht tun) beantwortet werden müssen. Ende der Klausur. In einem anderen Englischkurs schreibt man ein Diktat, welches aus 4 Sätzen besteht, das Semesterziel in Portugiesisch ist, sich vorstellen zu können, seinen Beruf verlauten zu lassen und die Konjugation von „sein“. Es ließe sich noch viel zu diesem Thema schreiben, aber ich möchte diesen Punkt an dieser Stelle mit der Wiedergabe eines Gesprächs im Kurs bezüglich der ersten Kolonialisierungsphase in Amerika abschließen.
Prof: „ …, welch tragende Rolle John Smith hierbei spielte.“
Schülerin (springt auf; völlig ernst): „Sind Sie sicher, dass sie nicht Captain Jack Sparrow meinen?“
Eine andere Schülerin meldet sich zu Wort: „Nein, sie hat Recht! John Smith war doch der Mann von Pocahontas!“
Die weiteren Erlebnisse in Kurzform:
· Ausstellung „6 milliards d´Autres“ besucht, die letzten zwei Züge sind ausgefallen, bei Amelie und Tobi 3,5h geschlafen, pünktlich zum Melken wieder auf der Farm gewesen
· Mein Viertel ist doch gar nicht so gefährlich, falls man von den 2 Morden in der letzten Zeit und den brennenden Häusern und ausgehobenen Drogenküchen mit Waffenlager in der Nachbarwohnung absieht
· Sophies sehr lustige Eltern waren da; Zitat: Mutter: „Wenn der Kühlschrank nächstes Mal wieder so aussieht, kriege ich einen Wutanfall und pinkele auf den Boden.“ – Vater: „Und dann rollt sie sich darin… Moment…das nennt man nicht Wutanfall, sondern Inkontinenz!“
· Lisa hat ein neues Tattoo (2 Würfel auf der Oberseite des Unterarm) und ich werde mir wohl demnächst mal mit Henna einen Notenschlüssel und zwei Noten auf die Unterseite des Handgelenks malen lassen
· Die neuen Mitarbeiter Sylva (?) und Gwen sind sehr nett und lustig, obwohl es ein wenig anstrengend ist, wenn Gwen beim Melken jede Ziege einzeln begrüßt und sagt, was sie an der jeweiligen so sehr schätzt
· Lisa hatte vor kurzem um 23:30Uhr einen Schub und hat das gesamte Haus geputzt
Sooo…das war es erst einmal wieder von mir. Ich möchte nur abschließend noch denen, die die „Schwammkette“ auf dem Foto meines Zimmers entdeckt haben, erklären, was es mit selbiger auf sich hat: Als ich nach meiner Probewoche gefragt wurde, ob ich wiederkommen wolle, meinte ich, dass es eine Bedingung gebe: Der Schwamm in der Küche müsse häufiger ausgetauscht werden. Diese Äußerung führte zu dem besagten Willkommensgeschenk.
Sämtliche Rechtschreib- und Grammatikfehler sind übrigens beabsichtigt, um französischer zu wirken.
Stall-/ Melkimpressionen:
Du bist ein Vollidiot nd könntest ja auch mal schreiben, wie unglaublich nett und lustig deine Mitbewohnerin doch ist.. Also ehrlich.. Immer nur so grobe Zusammenfassungen, das gibts doch nicht..
DAS IST NICHT MEINE AUFGABE…
Dann möchte ich das an dieser Stelle nachholen: meine Mitbewohnerin ist unglaublich nett und lustig. Zufrieden? 😉 Und hör auf, mit Insidern um dich zu werfen… weißte/verstehste, was ich meine?