Ziegen hüten in Marseille

mein FÖJ in Frankreich

Archiv für Oktober, 2010

Gruselspaß auf der Ziegenfarm

Coucou!

Endlich Sonntag! Der letzte Eintrag liegt leider schon wieder etwa drei Wochen zurück – ich bitte, dies zu entschuldigen. Allerdings gibt es dadurch Dinge zu berichten, die sich in diesen drei Wochen zu einer komplexen Geschichte mit Spannungsbogen verwoben haben und deshalb eine interessantere Wirkung erzielen als die bloße wöchentliche Auflistung der Einzelereignisse.

Angefangen hat alles mit der Tür des Hühnerstalls – 3x stand sie offen, die Hühner sind teilweise ausgebrochen und ich, der morgens stets die Fütterung übernimmt, wurde verdächtigt, sie nicht vernünftig geschlossen zu haben. Beim ersten Mal hielt ich dies durch Autosuggestion auch irgendwann für möglich, obschon ich mir vorher sicher war, ordentlich gearbeitet zu haben. Doch wer schon einmal mehr als zehn ausgebrochene Hühner einfangen musste, prüft danach umso gewissenhafter, ob sämtliche Schlösser verriegelt sind. Deshalb konnte ich beim zweiten und dritten Mal ausschließen, dass es sich um einen Fehler meinerseits handelte – unbekannte Mächte waren hier im Spiel! Als dann auch wenig später noch ein vormals blockiertes Loch im Außengehege der befiederten Tiere geöffnet wurde, begann man, sich zu sorgen.

Nachdem diese Geschehnisse schon beinahe in Vergessenheit geraten waren, starb völlig unvermittelt eine Ziege. Wir fanden Kohl im Gehege. Dieser musste von einer “externen” Person mitgebracht und verfüttert worden sein, da wir wissen, dass Kohl, Zucker, Brot, … bei Ziegen bei einer Verabreichung zu großer Mengen zu lebensbedrohlichen Koliken führen können – blieb nur die Frage, ob der Verantwortliche dies auch wusste und die Ziege somit bewusst ins Jenseits befördert hat.

Man begann langsam, sich nicht nur um die Tiere Gedanken zu machen, sondern auch um die eigene Sicherheit zu bangen. Matschige Fußabdrücke in der Käserei, die beim morgendlichen Melken entdeckt wurden und nur in der Nacht entstanden sein konnten, trugen auch nicht gerade dazu bei, dass man sich wohler fühlte.

Doch all dies wurde von einem Fund an dem Sonntagmorgen nach der Ankunft meiner Mutter in den Schatten gestellt: Lisa fand eine große Blutlache beim Ausgang des Melkstands. Wir riefen die Polizei, die auch schon wenig (5 Stunden?) später eintraf, als meine Mutter und ich gerade mit anderen Freiwilligen (vielen Dank noch einmal an Amelie für die Karten) die “Foire de Marseille” (für meine Begriffe eine kleine Haushalts-/Einrichtungs-/Nahrungsmittel – Expo) besichtigten. Wie wir später (über Kontakte bei der Polizei?) erfuhren, hatten sie in ihrem Bericht geschrieben, nichts gefunden zu haben. “Nichts” sieht aber meines Erachtens anders als das hier aus:

Da keine der Ziegen verletzt war, gehen wir davon aus, dass sich derjenige/diejenigen, die in den Stall einsteigen wollten, verletzt hat/haben, was durch die Tatsache bekräftigt wird, dass die Küchenpapierrolle auf dem Melkstand stark dezimiert wurde (wahrscheinlich zur Stillung der Blutung).

Doch nicht genug damit: Wenige Tage später stand Lisa und mir das Pferd plötzlich auf dem morgendlichen Weg zum Stall gegenüber. Dies würde sich sicherlich nicht sehr außergewöhnlich anhören, hätten wir die Pforte nicht am Vorabend ordnungsgemäß verschlossen und hätte ich nicht ebenfalls in der Nacht zuvor auf dem Weg aus dem Wäscheraum die Auslösung eines etwa 30 Meter entfernten Bewegungsmelders beobachten können, der normalerweise nicht einmal auf den Fuchs (der vor kurzem übrigens eine von vier neuen Gänsen von uns verspeist hat) reagiert.

Doch nun erst einmal zu erfreulicheren Dingen: Wie eingangs bereits erwähnt, hat meine Mutter eine Woche ihres Urlaubes hier auf der Farm verbracht – und das Haus erst einmal geputzt 🙂 Da das Wetter mitgespielt hat, konnten wir am Freitag vor ihrer Abfahrt sogar noch einmal zum Plage du Prado fahren und im Meer baden. Ich hoffe, demnächst noch von meiner Mutter mit ihrem Handy gemachte Fotos von diesem herrlichen Strand nachliefern zu können.

Erwähnenswert ist indes aber vor allem die Abreise meiner Mutter. Am Samstagmorgen stand ich um 3:45Uhr auf, um sie mit dem Auto zum Hauptbahnhof zu bringen, damit sie von dort aus mit einem Shuttle-Bus zum Flughafen fahren konnte. Gestaltete sich der Hinweg schon abenteuerlich (ich lotste uns beinahe auf eine Fähre nach Tunesien), so war ich auf dem Rückweg, bereits kurz nachdem ich den Hauptbahnhof verlassen hatte, bezüglich meines Standortes völlig planlos. So fuhr ich also durch Marseille, ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, ob denn wenigstens die Richtung stimme. Irgendwann erblickte ich durch Zufall ein Schild, das mir zu erkennen gab, dass ich mich auf dem Weg zu dem Markt, auf dem wir in der Regel am Montag einen Stand haben, befände. Schade, dass ich selbst den Weg zum Markt nicht mehr fand. So irrte ich folglich weiterhin plan- und schlaflos durch Marseille, bis ich plötzlich wie durch ein kleines Wunder wieder in unserem Viertel stand – ich habe entweder eine außergewöhnliche Intuition oder einfach nur unglaubliches Glück… Ich lasse das jetzt einfach so stehen 😉

Abschließend wieder ein kleiner Überblick mit “Short Facts”:

-Großes Picknick am 10.10.2010 ist im wahrsten Sinne des Wortes durch schlechtes Wetter ins Wasser gefallen

-Am 5. Dezember spiele ich mit einem unserer Esel den Nikolaus für eine Marseiller Familie

-Wir haben eine neue Ente (Donald), die immer sofort angelaufen kommt, wenn sie mich sieht

-Lisa und ich befinden uns in einer Horrorfilm-Misere… Blair Witch Project, Paranormal Activity, Halloween und das Schweigen der Lämmer langweilen uns. Anregungen sind willkommen (soll eine beklemmende Atmosphäre erzeugen und möglichst ohne Splattereffekte auskommen)!

Ça y est! Ich hoffe, dass euch der Artikel gefallen hat. Weiter unten kann man (demnächst) noch einige Fotos sehen, die Lisa mit meiner Kamera gemacht hat.